Die Presse berichtet über Preisvergleiche und versichern24.at
Die Presse berichtet über Vergleichsportale in Österreich und spricht mit versichern24.at über den Versicherungsmarkt.
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Suchmaschinen für Versicherungen, Energie oder Telekommunikation werden immer beliebter. Die Portale locken mit „bis zu 1000 Euro Ersparnis“ pro Jahr. Wie brauchbar sind diese Webseiten?
Wien. Egal, ob Haushaltsversicherung, Gastarif oder Handyvertrag: Für viele Produkte, die das Haushaltsbudget belasten, gibt es mittlerweile eine entsprechende Vergleichs-Webseite. So können auf durchblicker.at und versichern24.at zahllose Versicherungsangebote durchforstet werden, während die Energie-Regulierungsbehörde E-Control ihre eigene Seite für Strom und Gas betreibt. Seit dieser Woche ist auch die Welt der Telekommunikation abgedeckt: tarife.at verspricht eine rasche Übersicht über alle Mobiltelefon-, Daten-, Internet- und Fernsehtarife.
Die Portale locken mit „bis zu 1000 Euro Ersparnis“ pro Jahr. „Über alle Versicherungssparten hinweg gibt es enorme Preisunterschiede. Vergleichen lohnt sich“, heißt es etwa auf der Seite von versichern24.at. Auch die Konsumentenschützer sind froh über das Angebot: „Wie empfehlen die Webseiten durchaus, vor allem, um sich einen Überblick über den Markt zu verschaffen“, sagt Gabi Kreindl vom Verein für Konsumenteninformation.
Objektivität trotz Provisionen?
Ebenso wie Versicherungsmakler kassieren die Anbieter der Seiten für jede Polizze, die über sie abgeschlossen wird, eine Provision. Das Modell kann zu einem Interessenkonflikt führen – dann nämlich, wenn das beste Produkt für den Kunden nicht die höchste Provision für den Anbieter bringt. In Deutschland gab es deswegen auch schon Probleme: Der Anbieter Verivox lotste Kunden zuhauf zum Billigstromanbieter Teldafax, der kurz darauf pleiteging. Viele Kunden mussten warten, um ihre Vorauszahlungen zurückzuerhalten. Im Nachhinein wurde der Vorwurf laut, das Unternehmen habe seine Nutzer vor allem der hohen Provision wegen zu Teldafax geführt – was Verivox bestritt.
Auch Reinhold Baudisch, Geschäftsführer von durchblicker.at, bestreitet, dass die Höhe der Provision einen Einfluss auf die Ergebnisse der Suchmaschine habe. Er beschäftige ein eigenes Team, das die Konditionen der Versicherer und Energielieferanten zusammentrage. Zudem versuche man, möglichst viele Angebote zu berücksichtigen. Bei Strom und Gas lägen die Anbieter mit ihren Provisionen– „ein niedriger zweistelliger Betrag“– außerdem gleichauf. Bei Versicherungen, die 80 Prozent der Suchanfragen ausmachten, seien die Unterschiede „marginal“.
Vergleichbarkeit nicht erwünscht
Ivo Radulovski von versichern24.at sagt, Provisionen seien ein zweitrangiger Faktor: „Unsere Verpflichtung besteht darin, das richtige Produkt anzubieten.“ Nachdem der Kunde einen Preisvergleich angestellt hat, kann er anhand eines Symbols erkennen, ob versichern24 eine Empfehlung für ein bestimmtes Produkt ausspricht. Diese basiere auf den Erfahrungen, die das Portal mit Gesellschaften gemacht habe. Etwa, wie es um die Kulanzbereitschaft der Assekuranz bestellt ist oder wie lange eine Firma für die Bearbeitung eines Schadens benötige.
„Nur weil ein Angebot ganz oben steht, muss es aber nicht das beste sein“, räumt Radulovski ein. Schließlich komme es nicht nur auf den Preis, sondern auch auf den Leistungsumfang einer Polizze an.
Christian Prantner von der Arbeiterkammer rät Konsumenten, darauf zu achten, mit wie vielen Versicherungen ein Portal zusammenarbeitet. „Man muss sich auch fragen, warum bestimmte Versicherungen bei gewissen Vergleichen nicht vorkommen.“ Radulovski erklärt: „Bestimmte Gesellschaften wollen nicht mit all ihren Produkten verglichen werden.“
(„Die Presse“, Print-Ausgabe, 12.07.2012)